Seit 2019 bin ich selbständig, und zwar zu 100% von Beginn an. Zum Glück wusste ich nicht, welche globalen Krisen unmittelbar vor der Tür stehen würden. Der größte Unterschied zum Angestelltendasein: na klar, niemand überweist mir in schöner Regelmäßigkeit ein Gehalt, von dem ich leben kann. Niemand beteiligt sich an meiner Krankenversicherung und meiner Altersvorsorge. Für all das verantwortlich: ich. Was sich noch geändert hat? Ich arbeite jetzt ohne Kolleg*innen, ohne ein Haus voller Expert*innen und Ansprechpartner*innen für diverse Fragen. Wer ist ab jetzt also für die Buchhaltung zuständig? Ich. Die Terminplanung? Mache ich. Marketing, Webseite, Flyer, Kundenakquise? Ich, ich, ich. Wer sucht mir ein Studio, richtet es ein und zahlt die Miete? Du ahnst es. Solo-Selbständigkeit heißt auch, dass man im besten Fall einigermaßen generalistisch begabt oder aber sehr gut beraten ist.

Den harten Teil der Buchhaltung habe ich sofort an ein Steuerbüro ausgelagert. Nicht billig, aber das gute Gefühl, an dieser Front alles richtig zu machen, war es mir von Beginn an wert. Daneben habe ich das Glück, dass mein Ehemann – genauso selbständig wie ich – Fotograf und Webdesigner ist. Drei große Baustellen sind damit für mich relativ abgedeckt. Auch hilft es natürlich, einen zweiten Selbständigen im Haus zu haben, mit dem man Ideen austauschen und Dinge gemeinsam angehen kann.

Auch wenn ich also nicht mutterseelenallein auf weiter Flur bin, so bin und bleibe ich solo-selbständig. Einzelkämpferin, Mädchen für alles, sozusagen ein ewiger Single auf dem Arbeitsmarkt, wo sich doch eigentlich alles um Zusammen-Arbeit und Teamplay dreht.

Natürlich hat diese Medaille zwei Seiten: Zuallererst mal bin ich froh, dass ich keine langen Arbeitstage mehr mit Menschen verbringen muss, die ich mir nicht selbst ausgesucht habt – und vielleicht auch nicht ausgesucht hätte. Wenn ich mir externe Hilfe hole, dann entscheide ich, wie diese aussieht. Auch gibt es kein Hierarchie- oder Kompetenzgerangel. In meinem Berufsalltag sind die Rollen klar verteilt. Entweder bin ich Auftraggeberin oder Auftragnehmerin.

Die andere Seite der Medaille: wenig Wissenstransfer, ich erfinde wahrscheinlich häufig das Rad neu, das schon Zehntausende vor mir mühsam ausgetüftelt haben. Keine Schultern, auf die ich Arbeit umverteilen kann, keine Urlaubs- oder Krankheitsvertretung. Kein motivierendes Gespräch an der Kaffeemaschine, keine gemeinsame Mittagspause, keine Betriebssportgruppe, keine Firmenpartys, Weihnachtsfeiern und Incentives. Insgesamt: wenig Connection, wenig Austausch, wenig Support, sowohl in der Sache als auch, was das Gefühl betrifft. Auch keine*r weit und breit, der mir in den Arsch tritt. Motivieren und disziplinieren, hinterfragen und korrigieren muss ich mich ganz allein und – selbständig.

Hinzu kommt: Ich arbeite in zwei Bereichen, die eigentlich auf Beziehung und zwischenmenschlicher Verbindung basieren. Sowohl im Yoga als auch im Coaching sind weiche Qualitäten essentiell, wie Mitgefühl, Empathie und Wertschätzung. Wenn es um das Yoga-Business und das Coaching-Business geht, weht der Wind allerdings oft aus einer ganz anderen Richtung. Ganz unyogische Missgunst und Konkurrenzgedanken sind leider verbreitet und oft wenig subtil. Da ist dann ganz schnell Schluss mit female Empowerment und Co. Bei meiner Gründung habe ich den stärksten Gegenwind aus der Yoga-Community erhalten. Ein Stück weit kann ich es verstehen, denn viele Yogalehrer*innen (und auch Coaches) kämpfen hart um ihre wirtschaftliche Existenz und sind selbst völlig ausgebrannt. Und trotzdem passt die Ellenbogenkultur in meinen Augen nicht mit der grundsätzlichen Haltung von Yoga und Coaching zusammen. Ich jedenfalls möchte es anders machen. Ich möchte andere unterstützen, mich vernetzen und win-win-Situationen schaffen. Ich möchte mit anderen über Schwierigkeiten und gute Lösungen sprechen, mich mal auskotzen können und Erfolge feiern.

Und ich möchte das nicht nur, sondern ich mache es auch anders: Im Frühjahr 2023, als mein Kalender aus allen Nähten platzte, habe ich bei Instagram einen Aufruf gestartet und nach Yogalehrer*innen und Coaches mit freien Kapazitäten gesucht. Ohne Futterneid habe ich die Termine, die ich nicht annehmen konnte, in meinem so entstandenen Netzwerk weiterverteilt. Daraus ist eine schöne Dynamik entstanden, die auf allen Seiten die Lust auf einen persönlichen Austausch geweckt hat. Also habe ich ein Netzwerktreffen für Yogalehrer*innen und Coaches in Frankfurt und Umgebung ins Leben gerufen: mein Yoga & Coaching Meet-up. Ein Raum zum Kennenlernen und Connecten, Quatschen und Beratschlagen. Die Resonanz auf das Format ist riesig, offenbar bin ich nicht die einzige solo- oder teilzeit-Selbständige mit Bindungswunsch.

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Wenn Du auch Yogaleher*in oder Coach in Frankfurt bist, dann komm vorbei! Ich halte Dich gerne über die Termine auf dem Laufenden. Schreib mir dafür einfach eine Nachricht. Natürlich bist Du auch herzlich willkommen, wenn Du nebenberuflich unterrichtest, noch in der Ausbildung bist oder in einem anderen Berufsfeld unterwegs bist. Hauptsache, Du hast Lust auf Verbindung und Austausch.